Bouvet Ladubay Crémant de loire

Saumur: Als Etienne Bouvet 1851 sein gleichnamiges „Sekthaus“ im malerischen Dorf Saint-Hilaire-Saint-Florent direkt an der Loire, nur einen kurzen Katzensprung von Saumur entfernt, gründete, konnte er wohl nicht ahnen, dass er damit eine historische Leistung für die Entwicklung der Brut-Weine an der Loire einleiten sollte.

Die Träume von Etienne Bouvet

Etienne Bouvet träumte als junger Mann davon, Lehrer zu werden, doch ein unheilbares Ohrenleiden ließ ihn taub werden und machte damit seinen Lebensplan zunichte. Er orientierte sich neu, erlernte das Küferhandwerk und fand eine Anstellung bei den „Guten Schwestern der Abtei von Saint-Florent“, zu der zufällig ein Weingut gehörte. Die Kellerei lag neben der Dorfbäckerei Ladubay und so kam es wie so oft im Leben: Etienne verliebte sich in die hübsche Bäckerstochter, heiratete sie und kaufte kurz nach der Hochzeit jene beeindruckenden kilometerlangen  Kellergewölbe, die einst Mönche gruben, um mit dem Tuffstein ihre Abtei „Die Schöne von Anjou“ zu bauen. 1851 gründeten die beiden ihre Firma Bouvet Ladubay und begannen mit der Schaumweinproduktion. Beeindruckend, wie schnell die beiden Erfolg hatten, 30 Jahre lang ging es unaufhaltsam nach oben. Und dies in durchaus schwierigen Zeiten.

Etienne war ein Ästhet!

Bouvet galt als Ästhet, als sensibel und liebenswert, als ein Mann mit Mut zu unternehmerischen Risiko und Visionen. In einer Zeit, in der der Schriftsteller Emile Zola (1840-1902) die Armut der Arbeitergesellschaft anprangert, baut Bouvet – ganz getreu seiner Lebensphilosophie „Exzellenz“ – prachtvolle Gebäude für seine Schaumweinproduktion, ein eigenes Stromwerk, um seine acht Kilometer langen Tuffsteinkeller zu beleuchten, aber auch Wohnungen und schließlich gar ein Theater für seine Angestellten.

Neider sagten ihm nach, er habe in seinen Kellern wohl den Schatz der Mönche von Saint Florent entdeckt, die ihn dort während der Französischen Revolution versteckt haben sollen. Doch Bouvet ließ sich nicht beirren, seine eleganten, frischen und fruchtigen Schaumweine, die unter idealen Bedingungen in den Kellern lagerten, stiegen schnell in die internationale Schaumweinelite auf und empfahlen sich als köstliche Alternative zu Champagne. Die feine Kunst der Perlen beherrschte Bouvet meisterlich. Bereits um die Jahrhundertwende war Bouvet Ladubay einer der größten Schaumweinproduzenten weltweit, mit einer Jahresproduktion von sieben Millionen Flaschen. Auch die beiden Schwiegersöhne traten erfolgreich in die Fußstapfen der Eltern, doch nachdem beide im I. Weltkrieg gefallen waren, konnten die Witwen in diesen wirtschaftlich durchaus schwierigen Zeiten den Kurs nicht halten.

Kundenbindung

Auch ließ sich das frühere, sehr anspruchsvolle Geschäftsmodell, einen einzigen Schaumwein für 8000 Privatkunden herzustellen, die zudem alle ihr individuell gestaltetes Etikett erhielten, nicht weiter aufrechterhalten. Aber noch heute lagern diese stummen Zeugen einer außergewöhnlichen Idee in edlen Holzkisten.

Zwei Jahre nach der Weltwirtschaftskrise, 1931, kam Bouvet Ladubay unter den Hammer. Den Zuschlag erhielt J. M. Monmousseau, der Großvater des heutigen Direktors. Da er aber seinen eigenen Betrieb in Montrichard in der Touraine westlich von Tours bevorzugte, beauftragte der autoritäre Patriarch kurzerhand seinen Sohn, sich um Bouvet Ladubay zu kümmern.  Mit strengen Auflagen: In keiner  Weise durften die Brut-Weine aus Saumur mit seinen eigenen Produkten konkurrieren. Und das hieß für den Sohn: Mehr als 350.000 Flaschen Jahresproduktion waren nicht möglich. Ein zermürbender Job, den er dann auch 1970, kaum dass er 65 Jahre alt war, zu gerne an seinen Sohn Patrice übergab.

Der erinnert sich noch heute, als der Vater ihn in sein Büro bat und sagte: „Voilà, hier hast Du mein Büro, mein Telefon, hier sind die Schlüssel… Ich ziehe mich zurück, Du musst alleine klar kommen“. Nicht die besten Voraussetzungen, doch Patrice Monmousseau, auch heute noch Direktor des Traditionshauses, hatte die Finessen des Schaumweingeschäftes beim Großvater gelernt und übertrug sein fundiertes Fachwissen nun auf Bouvet-Ladubay, innerhalb von nur zwei Jahren gelang es ihm, den Absatz mehr als zu verdoppeln.

Ein trauriges Ereigniss!

Nach dem Tod des Großvaters begann ein dramatisches Tauziehen um das Familienunternehmen, 1974 wird es vom renommierten Champagne Haus Taittinger übernommen, Patrice Monmousseau bleibt Direktor unter der Bedingung, dass ihm niemand hereinredet. Seit Juli 2006 gehört Bouvet Ladubay zur indischen United Breweries Gruppe, dem weltweit drittgrößten Hersteller von Spirituosen und Bier.

Der Durchbruch

Bouvet
Die Halle von Bouvet

Mit neuem Kapital, hohen Investitionen in Gebäude und Kellertechnik sowie dem hohen persönlichen Einsatz von Patrice Monmousseau gelingt es, die Marke national und international wieder populär zu machen. Jüngster Beweis dafür ist das in 2008 neu eröffnete Werk in Saumur, indem gut 12,5 Millionen Euro in moderne und innovative Technik sowie Gebäude investiert wurde. Es ist mit 14.400 qm² das größte und modernste Werk außerhalb der Champagne im Bereich der Flaschengärung in Frankreich. eute gilt Bouvet Ladubay zweifellos wieder als einer der renommiertesten Erzeuger von Brut-Weinen, produziert werden heute mehr als 6 Millionen Flaschen pro Jahr, wovon alleine eine mehr als eine Million nach Deutschland exportiert werden, Nachfrage steigend. Für Bouvet  Ladubay ist Wein eine „lebendige“ Kunst, die mit Verstand verarbeitet werden muss und in der zudem die Tradition einer langen Erfahrung mit Know-how und modernster Technik verbunden wird. Diese Philosophie wird auch von Juliette Monmousseau getragen, die das Haus seit 2012 gemeinsam mit ihrem Vater Patrice leitet.

Schaumwein ist sein Leben

Hausbar

Die wirkliche Kunst liegt für die Monmousseaus in der Verarbeitung und Patrice genießt und schätzt es, Buketts zu kreieren. Für seine Brut-Weine verwendet er ausschließlich Chenin Blanc und Chardonnay Trauben, die für den frischen, eleganten Stil verantwortlich sind, für die Rosés wird Cabernet Franc verwendet.

Ganz im Sinne des Gründers verbindet Bouvet Ladubay wie wohl kaum ein zweiter Schaumweinproduzent die Kunst des Weines mit der Kunst des Lebens. Eng verknüpft ist der Name mit dem Reitsport – immerhin ist in Saumur auch die weltweit berühmte Reitakademie „Cadre Noir“ zu Hause -, aber auch mit dem 24-Stunden Rennen von Le Mans. Erst nachdem der französische Minister Evin jegliche Verbindung von Alkohol und Sport untersagte, zog sich Bouvet Ladubay zurück.

Kunst war seine Leidenschaft

Theater
Hauseigenes Theater

Patrice Monmousseau konzentrierte sich auf seine zweite Leidenschaft: moderne Kunst. Er kaufte das alte, einst von Etienne Bouvet gebaute Theater zurück, das heute wieder für Aufführungen und Veranstaltungen zur Verfügung steht. In eigenen Räumen unterstützt  er heute auch ein modernes Kunstzentrum, das aus einer Galerie zeitgenössischer Kunst und einer Galerie für regionale Künstler und Anfänger besteht. Namhafte Künstler haben dieses Forum schon genutzt und ihre Arbeiten ausgestellt.

Seit 2014 ist das Anwesen in Saumur um eine Attraktion reicher: Neben den bisherigen Führungen durch die acht kilometerlangen Kellergewölbe werden nun auch Führungen mit dem Fahrrad unter dem Motto „Visite de Caves à Vélo“ angeboten.

Ein weiterer Anziehungspunkt ist die „eingegrabene“ Kathedrale: 35 monumentale Tuffstein-Skulpturen befinden sich im Kellergewölbe, die – perfekt ausgeleuchtet – das Gefühl vermitteln, mitten in einer ehemaligen Kathedrale zu sein. Bouvet Ladubay war außerdem 19 Jahre lang  Initiator und Organisator der Nationalen Literatur- & Weintage (Journées Nationales du Livres et du Vin), von 1996 bis 2014. Nach 2014 hat Bouvet Ladubay sein Engagement in der Organisation dieses Events eingestellt, das aber weiterhin existiert.